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    Raum für Experimente und Austausch

    Das Percaso Stringquartet sind eins von acht, die ausgewählt wurden, Foto: zVg

    PROZ, Januar 2026, S. 11

    Lukas Nussbaumer

    «Sonic Boom» heisst das neue Residenz-Format im Gare du Nord. Es bietet jungen Musikschaffenden eine Plattform für eigene Vorhaben – und soll gleichzeitig den Diskurs stärken.

    Im laufenden Saisonprogramm des Gare du Nord fällt auf, dass das Format «Friendly Takeover» verschwunden, mit «Sonic Boom» dafür ein neuer Titel aufgetaucht ist. «Friendly Takeover» hatte Vertretenden der Neuen-Musik-Szene über drei Jahre jeweils drei Cartes Blanches für eigene Projekte gegeben. «Sonic Boom» bietet nun etwas kompakter zwei Cartes Blanches über zwei Jahre – also zwei öffentliche Auftritte, die selbst gestaltet werden können. Mehr als 100 Bewerbungen bekam der Gare du Nord für das neue Format. Ausgewählt wurden von einer fünfköpfigen Fachjury acht Artists und Formationen mit diversen Profilen – von transmedial und -disziplinär Arbeitenden wie Aya Metwalli oder Ludmilla Mercier über Schlagzeuger und Improvisator Mikołaj Rytowski bis zum Percaso Stringquartet.

    «Mit ‹Sonic Boom› möchten wir jungen, aufstrebenden Talenten eine Plattform bieten, auf der sie Projekte realisieren können, die sonst nicht möglich sind», sagt Andreas Eduardo Frank, künstlerischer Leiter des Gare du Nord. «Es soll Raum für Experimente geben.» Die Artists in Residence erhalten für ihre Arbeit einen pauschalen Co-Produktionsbeitrag, über den sie frei verfügen können. Relativ frei, wie Frank nachschiebt: «Es geht auch darum, zu lernen, wie man professionell arbeitet – nicht verschwenderisch mit den Mitteln umgeht, aber auch keine Selbstausbeutung betreibt.» Der Gare du Nord steht ihnen dabei beratend zur Seite – musikdramaturgisch, aber auch wirtschaftlich.

    Panel zum Zeitgeist

    Austausch ist neben dem künstlerischen Experiment das zentrale Stichwort von «Sonic Boom». «Uns ist es sehr wichtig, dass sich die Kunstschaffenden gegenseitig ernst nehmen und zuhören», sagt Frank. Parallel zur Präsentation der eigenen Projekte vor Publikum werden sie auch untereinander Ideen prüfen, zusammen musizieren, diskutieren. «Dadurch können neue künstlerische Partnerschaften entstehen», so Frank.

    Passend zum Fokus wird «Sonic Boom» mit einem Diskursformat namens «Collective Listening» eröffnet. Unter dem Motto «Zeitgeist» sprechen Anja Wernicke (Fachspezialistin bei Pro Helvetia), Theresa Beyer (Angebotsverantwortliche multimediales Team Musik bei SRF), Stéphane Roth (Leiter Festival Musica Strasbourg) sowie Künstler und Musiker Raphael Sbrzesny über aktuelle Strömungen und Perspektiven von zeitgenössischer Musik und Musiktheater. Neben dem Panel werden sich die «Sonic Boom»-Artists vorstellen, Inputs zur Diskussion beisteuern und mit kurzen künstlerischen Beiträgen einen Vorgeschmack auf ihre ersten acht übers kommende Jahr verteilten Performances geben. ν

    «Collective Listening», Kick-off von «Sonic Boom»: Di 20.1., 20 h, Gare du Nord, Basel, www.garedunord.ch

     

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