PROZ, Juli/August 2025, S. 8/9
Nina Hurni
Das Gässli Film Festival findet nicht mehr statt. Nach 16 Ausgaben und einer grossen Umstrukturierung war die Finanzierung nicht mehr möglich. Ein Rück- und Ausblick im Filmhaus Basel.
Der Paukenschlag kam am Schluss der 16. Ausgabe im vergangenen August: Um Mitternacht gab das Team bekannt, dass das Gässli Film Festival künftig nicht mehr stattfinden wird. Eine grosse Enttäuschung für die zahlreichen Besuchenden und auch für das Team selbst: «Einige waren schon sehr traurig», sagt Giacun Caduff, Mitbegründer und Vorstandsmitglied, und man merkt, dass er ein bisschen untertreibt.
Der Grund für das Ende: das Geld. Die zunehmende Professionalisierung des Filmfestivals verlangte nach neuen Strukturen und mehr Schultern, um die Arbeitslast zu tragen. Während der Corona-Pandemie wurde umstrukturiert, das Modell funktionierte ohne Festivalleitung: Der Vorstand gab den Auftrag, junge Teamleitende führten aus und hatten viel Gestaltungsfreiraum. Dazu kamen die freiwilligen Vereinsmitglieder, die sich einem Team anschliessen konnten und in einem bestimmten Bereich aktiv waren. Diese Umstrukturierung kostete viel Geld, führte aber zu einer Lücke in der Finanzierung. Eine neue Finanzierung war wegen der mehrjährigen Förderperioden von Stiftungen schwierig, der Kanton hat trotz mehrjähriger Verhandlungen keine Rettung versucht. Daher mussten die Teamleitenden entlassen werden.
Anfangs ein Rock’n’Roll-Projekt
Caduff ist enttäuscht: «Ich muss mich wieder ein bisschen mit der Stadt Basel versöhnen.» Aber es schimmert auch ein Funken Erleichterung durch: «Der Druck vom Gässli war immer crazy.» Das Festival bot jungen Filmschaffenden eine Plattform und führte einen Wettbewerb in acht Kategorien durch – zum Beispiel bester regionaler Nachwuchsfilm U21, U31 oder bester internationaler Kurzfilm. Ein Ehrengast präsidierte jeweils die Jury.
Die erste Ausgabe war noch ein «Rock’
n’Roll Projekt, das man mit paar Freunden auf die Beine stellt.» Caduff zeigt Fotos im Jubiläumsbuch: Das ToiToi-WC, dass sie wegen Vorschriften der Stadt aufstellen mussten, stand direkt neben dem roten Teppich. Die Stühle musste das Publikum selbst mitbringen. Trotz der zunehmenden Professionalisierung konnte das Festival seinen Charakter bewahren. Es sei ihnen wichtig gewesen, nicht auf «weisse Tischtücher und wichtige Politiker» zu setzen. Das Gässli war ein Publikumsfestival, geprägt durch die Filmschaffenden. Die Jüngsten erhielten jeweils den grössten Applaus, weil sie am meisten Freunde und Verwandte mitbrachten.
Events rund um Film
Caduff ist kein Nostalgiker, er ist im Jetzt. Das Filmhaus, in dem jeweils zwei Filmschaffende pro Quartal eine Residenz erhalten und Veranstaltungen rund um Film stattfinden, gibt es immer noch. Das schmale Altstadthaus hat sich erst mit der Zeit als Vereinslokal des Gässli entwickelt, mittlerweile existiert es ohne das Festival weiter. Der Vereinsvorstand organisiert jeweils beim Start einer neuen Residenz einen Willkommensevent mit Openscreen, an dem Interessierte eigene Filmprojekte zeigen können. Zudem veranstaltet er weitere Filmevents wie erst kürzlich ein Public-Viewing zum ESC. Die Residenzen werden von Stiftungen finanziert, der Rest des Filmhauses finanziert sich durch die Veranstaltungen, Gästezimmer und der Vermietung für Anlässe – zum Beispiel für eine Geburtstagsparty. «Es läuft immer noch was, einfach anders», so Caduff. Die ganze Infrastruktur ist noch da. Ein guter Moment also für neue Leute, um «etwas Cooles anzureissen».