PROZ, Juni 2025, S. 9
Nina Hurni
Der Schauspieler Julian Koechlin, bekannt aus der SRF-Serie «Neumatt», erhält den Kulturpreis der Gemeinde Riehen.
«Ich liebe Herausforderungen aller Art», sagt Julian Koechlin und kann seine Vielseitigkeit locker belegen. Er spielt in Theatern und Filmen, schreibt Dreh- und Kinderbücher, führt Regie, malt, ist handwerklich begabt. Und er erlangte vor allem durch die SRF-Fernsehserie «Neumatt», die via Netflix in 190 Ländern zu sehen war, internationale Bekanntheit. Noch immer erhält er täglich Fanpost, auch aus Übersee. In der Rolle des Bauernsohns und rastlos-ehrgeizigen Unternehmensberaters Michi Wyss wusste er zu überzeugen, doch mit dessen ambivalentem Charakter teilt er höchstens die Familienverbundenheit und den Willen zur Selbstständigkeit.
Julian Koechlin ist 1992 in Basel geboren und in Riehen aufgewachsen. Mit kulturell und sozial engagierten Eltern, einem älteren Bruder und einer jüngeren Schwester erlebte er dort «eine tolle Jugend», mit Skateboarden, Gitarre- und Theaterspielen, Videos- und Kurzfilmedrehen. Er absolvierte zunächst eine Fachmatur im Bereich Kunst und Gestaltung, arbeitete dann ein Jahr als Bühnentechniker am Theater Neumarkt in Zürich und studierte von 2013 bis 2018 Schauspiel an der Hochschule der Künste in Bern. Schon während des Studiums konnte er in diversen Theatern auftreten, so auch in Basel («Biedermann und die Brandstifter»), und wurde mehrfach ausgezeichnet. Von 2018 bis 2022 war er Ensemblemitglied am Theater in Aachen.
Vielseitig im Einsatz
Inzwischen lebt Koechlin wieder in Basel und ist freischaffend tätig, unter anderem als Sprecher für Werbung und den Kinderbuchfonds Baobab. Kürzlich wirkte er in einem Schweizer Spielfilm über die fiktive Kochlegende Betty Bossi mit, der im Herbst ins Kino kommen soll, davor verkörperte er in einer deutschen Produktion Paul Klee. Zudem wurde er für ein Filmmusical gecastet und ist für eine internationale Produktion im Gespräch. Dennoch hat er sich entschieden, sein berufliches Spektrum zu erweitern und ein zweites Standbein aufzubauen: Im September beginnt er eine dreijährige sprachtherapeutische Ausbildung (Logopädie) an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Zur Vorbereitung leistete er ein dreimonatiges Praktikum in der Tagesstruktur am Gotthelf-Schulhaus und empfand die Arbeit mit Vier- bis Elfjährigen als «Mega-Bereicherung». Derzeit ist er zum Brotverdienst im Kleinbasler Eiscafé Acero im Einsatz.
Seine Zukunft sieht Koechlin «in verschiedenen Rollen vor und hinter der Kamera» sowie im soziokulturellen Bereich. Dieses vielseitige Engagement hat seine frühere Wohngemeinde Riehen bewogen, ihm den Kulturpreis (für 2024) zu verleihen, der mit 15 000 Franken dotiert ist. Die Wahl des Preisträgers wurde von einer sechsköpfigen Fachjury bestimmt. Diese würdigt Julian Koechlin insbesondere für sein Bühnen- und Filmschaffen der letzten zehn Jahre.
Verleihung Kulturpreis Riehen 2024 an Julian Koechlin: Mo 23.6., 18 h, Villa Wenkenhof, Riehen. Laudatio: Kay Kysela, Theater Basel