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    Tanzen, tanzen, tanzen!

    PROZ, Januar 2025, S. 16/17

    Annette Mahro

    Es zieht sie mit Macht zurück auf die Bühne: Profitänze­rinnen und -tänzer zwischen 43 und 62 Jahren begegnen im Projekt «ever.body» im Roxy dem Älterwerden.

    Nicht um jedermann geht es hier, wie man beim flüchtigen Blick auf den Titel annehmen könnte. Stattdessen ist der Körper Dreh- und Angelpunkt, und das sich auf Lebenszeit damit und darin Verändern. Für kaum irgendwen sonst ist das grundlegender als für Tanzschaffende, deren Abschied von der aktiven Bühnenpräsenz ab etwa Mitte 30 so gut wie in Stein gemeisselt ist. Wer sich in puncto Körperkraft und technischer Brillanz erste Abstriche eingestehen muss, der sollte sich schon nach Alternativen umgesehen haben, sei es in der Choreografie, der Lehre oder als Ballettmeisterin oder -meister.

    Sol Bilbao Lucuix weiss, wovon sie spricht oder hier: tanzt. Die 1981 geborene Spanierin war von 2008 bis 2017 Ensemblemitglied am Theater Basel, ist heute in diversen Projekten aktiv und hat das neunköpfige Ensemble zusammengestellt, dem sie als Choreografin und Tänzerin angehört. Mit dabei sind beispielsweise ehemalige Aktive des Basler Cathy Sharp Dance Ensembles CSDE, aber auch weiterer Compagnien, andere haben sich in der Choreografie einen Namen gemacht. «ever.body» befragt die Beziehung jeder und jedes Einzelnen zum eigenen älter werdenden Körper und die darin eingeschriebenen Tanz- und weiteren Erfahrungen.

    Als zentral hat sich die Idee der aus unterschiedlichen Individuen zusammengesetzten Gruppe erwiesen. Dass die Ensemblemitglieder keine einheitlichen Kostüme tragen, sondern sich ein vielfarbiges Bild ergibt, gehört ebenso zum Konzept wie der Eindruck eines immer neu ineinanderfliessenden Ganzen. «Wir haben als roten Faden den Schwarm zugrunde gelegt», erklärt die Choreografin. Klanglich erfahrbar wird das auch im Chor, in den die Tanzenden einstimmen. Zugrunde liegen eine Komposition von Fabrizio di Salvo und ein lyrischer Text von Anni Goodchild, der bildlich das Weitertragen von Samenkörnern durch den Wind beschwört, die sich anderswo einnisten, aber auch zurückkehren sollen.

    Altersdiskriminierung ausser Kraft setzen

    Eingestreut in die Schwarmszenen sind kurze Loop-Sequenzen, in denen die Tanzenden unterschiedliche Gesten und Bewegungen wiederholen: Eine Art Déjà-vu im Rückblick auf die eigene künstlerische Entwicklung mag hier aufscheinen. Ging es zu Beginn der jeweiligen Karriere noch sehr prononciert um die Aussenwirkung und den Blick aufs Publikum, wird später das Reflektieren in den Mittelpunkt rücken. Wichtig war es dem Ensemble in diesem Rückblick auch, die Hierarchien im Ballett kritisch zu hinterfragen, ihnen entgegenzutreten und sich vor allem vor dem Körper selbst zu verneigen. Das Stigma der Altersdiskriminierung will das Ensemble jedenfalls, sichtlich vergnügt, ausser Kraft setzen.

    Aufgrund von Erkrankung im Ensemble wird die Premiere auf den Samstag, 18.1., 20 h verschoben. Kartenkäufer*innen für den 16.1. werden informiert und können eine andere Vorstellung wählen, oder bekommen ihr Geld zurück. Am Sonntag, den 26.1. wird ein zusätzlicher Termin angeboten.

    Sol Bilbao Lucuix, «ever.body»: ab Sa 18.1., 20 h, Roxy Birsfelden, www.theater-roxy.ch 

    Ausserdem: Basler Clubnacht: Fr 31.1., ab 22 h, Basso, Gannet, Hirscheneck, Humbug, Kaschemme, Kuppel Basel,
    Parterre One, Renée, Rouine, Schall und Rauch, Singer Klub, Basel, www.clubnachtbs.ch

     

     

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