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    «Wir dürfen den Anschluss nicht verpassen»

    PROZ, Sommer 2024, S. 10/11

    Alan Heckel

    PROZ: Merken Sie als Floss-Kapitän, dass Ihr Festival in diesem Jahr ein Vierteljahrhundert alt wird? 

    Tino Krattiger: Ich merke es daran, dass wir heuer zum ersten Mal alle Fahnen auf der Mittleren Brücke gekriegt haben (lacht!) Ansonsten muss man die Leute eher darauf aufmerksam machen, dass wir unser 25-Jahr-Jubiläum haben.

    Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, auf dem Rhein Konzerte zu veranstalten?

    Ich habe früher Theater gespielt, das erste Floss war eine Theaterbühne.

    Aber wieso ausgerechnet zwischen Mittlerer und Wettsteinbrücke?

    Es ging mir darum, etwas im Zentrum der Stadt zu machen. Die meisten denken dabei an den Barfi oder den Münsterplatz, dabei hat es am Rheinufer ebenfalls genug Treppen.

    Wie ging es weiter?

    Wir fragten uns, was es braucht, um Konzerte auf dem Rhein durchzuführen. Die sogenannten Fachleute sagten sofort, dass das nicht geht. Wie man sieht, geht es doch. Die anfängliche Frage war, wo verankern wir unser Baufloss, um der Schifffahrt nicht in die Quere zu kommen? Die nächste lautete, wie kriegen wir die Künstlerinnen und Künstler dorthin? Die Antwort: mit einem Weidling!

    Wie fielen die ersten Reaktionen aus?

    Das Publikum akzeptierte uns schnell. Einer der Gründe, um das Floss durchzuführen war es, Menschen, die es sich nicht leisten konnten, in die Sommerferien zu verreisen, in Basel kulturelle Veranstaltungen zu bieten. Allerdings beschwerten sich einige Anwohnerinnen und Anwohner über den Lärm, doch das Bundesgericht entschied 2004 zu unseren Gunsten.

    Und die Reaktionen der Musikerinnen und Musiker?

    Wir hatten alles. Einige mussten wir lange davon überzeugen, bis sie den Weidling endlich bestiegen, andere haben sich nach ihrem Auftritt per «Spiessli» in den Rhein verabschiedet.

    Wie kommt das Floss zu seinem Line-up?

    Unser Budget entspricht in etwa dem eines besseren Headliners auf einer grossen Bühne. Doch wir sind das längste Open Air der Schweiz und müssen das Geld auf 17 Konzerte strecken. Das reicht natürlich hinten und vorne nicht. Hier kommt unser Booking-Chef Gaetano Florio ins Spiel – er macht das Unmögliche möglich.

    Hilft das spezielle Setting, die Künstlerinnen und Künstler zu günstigeren Konditionen zu bekommen?

    Nein, denn die Verhandlungen finden nicht mit ihnen, sondern mit dem Management statt. Deshalb zieht auch das Argument, dass wir nichts an den Konzerten verdienen, nicht.

    Was waren Ihre persönlichen Floss-Konzert-Highlights der letzten 25 Jahre?

    Meine erste selbst gekaufte Single als Kind war «In The Summertime» von Mungo Jerry. Die Band auf dem Floss spielen zu sehen, war schon speziell.

    Worin sehen Sie die grösste Herausforderung, das Floss die nächsten 25 Jahre auf Kurs zu halten?

    Um zu überleben, dürfen wir den Anschluss nicht verpassen. Wir müssen spüren, wo die Trends sind, und einen guten Job machen.

     

    Floss-Festival, «25 Jahre fest verankert»: Di 6.8. bis Sa 24.8., jeweils 21 h, Kleinbasler Rheinufer neben der Mittleren Brücke, www.floss.ch

     

     

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