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    Wer holt einen der begehrten Basler «Oscars»?

    PROZ, Juni 2024, S. 7

    Sabine Knosala

    Nach dreijähriger Pause finden die Film- und Medienkunstpreise Region Basel erstmals im Rahmen des Bildrausch Filmfests statt. Nominiert sind zehn filmische Werke in drei Kategorien.

    Es ist heiss in jenem Sommer und es wird immer heisser: Der 17-jährige Gabriel (Pablo Caprez) lebt mit seinem kleinen Sohn in chaotischen Verhältnissen an der Zürcher Langstrasse, da die Kindesmutter Zoé (Luna Wedler), wohnhaft an der Goldküste, nicht fähig ist, sich um den Zweijährigen zu kümmern. Hin- und hergerissen zwischen der Verantwortung als Vater und einem Leben als Teenager mit Partys, Skaten und Drogen verliebt sich Gabriel ausgerechnet in die geheimnisvolle Corey (Ella Rumpf), die Freundin seines besten Freundes Joel (Tonatiuh Radzi). Parallel zu den steigenden Temperaturen überschlagen sich die Ereignisse und Gabriel taucht ein in die unerbittliche Wildnis seines Herzens, in der die Fantasie stärker ist als die Realität. 

    Fiebrig-rauschhaft

    «Soul of a Beast» heisst der fiebrig-rauschhafte Spielfilm von Regisseur Lorenz Merz, der vor zwei Jahren im Kino lief und nun zusammen mit drei weiteren Langfilmen für den Filmpreis Region Basel nominiert ist. «Da die Fertigstellung des Films etwas weiter zurückliegt, dachte ich zuerst, die betreffende Mail sei ein KI-generiertes Fishing», verrät Merz schmunzelnd. Als er erfahren habe, dass sein Film tatsächlich nominiert sei, habe er sich unheimlich gefreut. Ähnlich tönt es auch bei Michael Koch, der mit seinem Spielfilm «Drii Winter» von 2022 nominiert ist: «Das ist eine tolle Wertschätzung für das gesamte Team und alle Beteiligten!», freut sich der Regisseur über die zusätzliche Ehre, hat «Drii Winter» doch letztes Jahr bereits den begehrten Schweizer Filmpreis gewonnen. Ganz neu ist dagegen das Dokumentar-Musical «Reas» (2024), in dem Regisseurin Lola Arias reale Personen ihre Zeit im argentinischen Gefängnis nachspielen lässt (mehr dazu auf S. 9). Und mit «Love Will Come Later» aus dem Jahr 2021 von Julia Furer ist auch ein Dokumentarfilm vertreten, in dem sich ein junger Marokkaner zwischen einem traditionellen Leben in der Heimat und einer vielleicht besseren Zukunft in Europa entscheiden muss.

    Doch nicht nur der beste Langfilm von Filmschaffenden aus der Region, sondern auch der beste Kurzfilm wird von den beiden Basel mit einem Preis ausgezeichnet: In dieser Kategorie buhlen ein Animationsfilm, ein Spielfilm und eine Doku um den Sieg. Zudem wird ein Medienkunstpreis vergeben, für den diesmal eine Videoinstallation, ein Multimedia-eBook und eine Arbeit mit Drohnenvideo und 3-D-Animation nominiert sind. Ausgewählt wurden die insgesamt zehn Werke in drei Kategorien von einer fünfköpfigen Jury bestehend aus Film- respektive Medienkunstfachleuten.

    Neuinszenierung der Preisverleihung

    Erstmals werden die Film- und Medienkunstpreise Region Basel dieses Jahr im Rahmen des internationalen Bildrausch Filmfests vergeben, das Jahr für Jahr viele Filmschaffende nach Basel holt. Zuvor hatte es zwei Jahre lang überhaupt keine Preisverleihung gegeben. Der Grund: Laut einer externen Evaluation war die Filmbranche mit der bisherigen Durchführung nicht zufrieden gewesen. «Zu wenig öffentliche Wahrnehmung» lautete der Hauptkritikpunkt. Gleichzeitig wollte man aber nicht generell auf die Film- und Medienkunstpreise verzichten. So erklärte Philipp Cueni, Präsident von Balimage, Verein für Film und Medienkunst in Basel, damals: «Sie verhelfen dem prämierten Film zu mehr Erfolg, sind gut für das Image einer Person im Filmbusiness, und das Preisgeld ist ein willkommener Zustupf bei der Realisierung künftiger Projekte.» Daher entschlossen sich die Kulturabteilungen Basel-Stadt und Baselland, den Anlass temporär auszusetzen und erst einmal über die Bücher zu gehen. 

    Das ist nun offenbar geschehen: «Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit dem Bildrausch Filmfest Basel», meint Katrin Grögel, Leiterin Abteilung Kultur Basel-Stadt: «Mit vereinten Kräften wollen wir die Sichtbarkeit und Vernetzung des Film- und Medienkunstschaffens der Region erhöhen.» Das kann Susanne Guggenberger, künstlerische Leiterin des Bildrausch Filmfests, nur bestätigen: «Dank der Kooperation können Synergien genutzt werden. Die Preisverleihung erhält eine stärkere Ausstrahlungskraft, im Gegenzug wird auch das Festival selbst gestärkt.» Auch Philipp Cueni von Balimage zeigt sich zufrieden: «Diese Kombination kann für beide Anlässe, Bildrausch und Preisverleihung, die Aufmerksamkeit erhöhen. Das ist gut so.» 

    Ob die Neuinszenierung gelingt, wird sich schon bald zeigen: Die Film- und Medienkunstpreise werden Anfang Juni im Foyer Public des Theaters Basel verliehen. Die Veranstaltung ist öffentlich und gratis zugänglich. Danach ist eine Durchführung alle zwei Jahre geplant.

    Film- und Medienkunstpreise Region Basel:  So 2.6., 11 h, Foyer Public, Theater Basel, www.bildrausch-basel.ch

    Ausserdem: Bildrausch Filmfest, «Technology, my Love»: Mi 29.5. bis So 2.6., diverse Orte in Basel, www.bildrausch-basel.ch

     

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