• Highlights
    Eine Bühne den Komponistinnen

    PROZ, Juni 2024, S. 10

    Lukas Nussbaumer

    Die Basel Sinfonietta präsentiert im Stadtcasino ausschliesslich Werke von Frauen. Unter ihnen: die aufstrebende, in Basel lebende Komponistin Gemma Ragués.

    Dass Konzertprogramme in der klassischen und Neuen Musik ausschliesslich aus Kompositionen von Männern bestehen, ist keine Seltenheit, und wird deshalb auch kaum als bemerkenswert erachtet. Die Basel Sinfonietta stellt diesen mehr als fragwürdigen Umstand auf den Kopf und spielt im letzten Abo-Konzert der Saison fünf Stücke von Komponistinnen.

    Neben Schweizer Erstaufführungen von Isabel Mundry, Cathy Milliken, Maja S. K. Ratkje und Ylva Lund Bergner kommt mit «Trust Me» von Gemma Ragués dabei auch ein Auftragswerk der Basel Sinfonietta auf die Bühne.

    Die 1993 geborene Komponistin stammt aus Barcelona, hat an der Hochschule der Künste in Bern studiert und lebt seit einiger Zeit in Basel. Sie gehört zu den kreativsten Stimmen der jungen Generation, in ihren Stücken thematisiert sie gerne die grundlegenden psychologischen Herausforderungen der menschlichen Existenz. In ihrem neusten Werk geht es um Vertrauen. «Ich glaube, dass unser Leben sehr stark davon geprägt ist», sagt Ragués. «Unsere Beziehungen – Freundschaften, Arbeitsbeziehungen, Liebesbeziehungen –, aber auch unser ganz alltägliches Verhalten hängen zu einem grossen Teil davon ab, welches Vertrauen wir worin haben. Es ist wie die Mutter unseres Lebens. Wenn das Vertrauen weg ist, ändert sich alles.»

    In «Trust Me» wird Ragués zusammen mit der Sinfonietta auch selbst auf der Bühne performen – als Erzählerin, die ihren immer frenetischer, verrückter werdenden Gedankenstrom schildert. Damit gewährt sie auch Einblicke in ihre eigene Innenwelt. «Das Stück basiert zu einem grossen Teil auf persönlichen Erfahrungen. Es gibt aber auch einen fiktiven Anteil. Dass ich mich so öffnen kann, vor grossem Orchester und Publikum, finde ich schön. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir Mental-Health-Aspekte auch in der Musik besprechen.»

    Mit Blumentöpfen und Bratpfannen

    Um die schwere Thematik zugänglicher zu machen, hat Ragués auch humoristische Elemente und Absurditäten in das Stück eingebaut, beispielsweise Anspielungen auf einen Hollywoodklassiker, bei denen teilweise auch Dirigent Titus Engel gefordert sein wird. Zur Erweiterung der Klangfarbenpalette kommen als Instrumente auch Blumentöpfe oder Bratpfannen zum Einsatz.

    Ragués hat ihren eigenen Kompositionsstil gefunden – das verdankt sie nicht zuletzt dem konstruktiven musikalischen Umfeld in Bern und Basel: «Hier habe ich von Anfang an eine grosse Offenheit erlebt. Die Freiheit, viele Dinge auszuprobieren, hat es mir ermöglicht, meine Sprache zu entwickeln.» Mit «Trust Me» kommt ihre Musik nun erstmals auf die grosse Basler Musikbühne. 

    Basel Sinfonietta, «Female Exploration»: So 9.6., 19 h, Stadtcasino Basel, www.baselsinfonietta.ch

     

     

     

     

loading...