PROZ, Mai 2024, S. 23
Dagmar Brunner
Der Baselbieter Autor und Kabarettist Dominik Muheim ist diesjähriger Schweizer Preisträger des Salzburger Stiers.
Ein Mann an der Bar findet auf seiner Serviette eine Handynummer, die er einer heimlich Angebeteten zuordnet. Am nächsten Morgen schickt er ihr eine SMS und erhält schon bald positive Antwort. Eine «hollywoodwürdige» Lovestory bahnt sich an – bis die beiden sich real kennenlernen: zwei Männer, die aus Versehen tief romantische Gefühle füreinander entwickelt haben und nun bei einem Bier damit umgehen müssen.
Kleine Dramen wie dieses, Alltagsbeobachtungen, Anekdoten und Redensarten sind der Stoff, den Dominik Muheim für seine Geschichten sucht und findet. Im Schweizer Radio SRF 1 konnte er von 2018 bis 2021 im Format «Morgegschichte» kurze Mundarttexte präsentieren. Die Besten davon wurden im Buch «D Räschte vo hüt» (Knapp Verlag) publiziert. Während des ersten Corona-Lockdowns schrieb er sogar täglich eine Geschichte mit Stichworten aus der Radio-Hörerschaft – ein zweiwöchiges Experiment, das er bravourös meisterte. Die Fähigkeit dazu hatte er schon früh bewiesen: Als Jugendlicher trat er mit seiner Punkband auf, spielte Gitarre und steuerte auch die Texte bei. Bald stieg er in der Spoken-Word-Szene auf, wurde fünf Mal Schweizer Poetry-Slam-Meister und erhält nun den wichtigsten Kabarettpreis des deutschsprachigen Raums, den Salzburger Stier.
Vielseitig unterwegs
Dominik Muheim ist 1992 geboren und in Reigoldswil mit einer jüngeren Schwester unbeschwert aufgewachsen. Heute lebt er mit seiner Freundin in Basel. Er schreibt Texte, die heiter und poetisch, selbstironisch und zuweilen mit Biss von den Absurditäten unserer Welt erzählen. Seinen ersten Auftritt als Kabarettist hatte er 24-jährig im Teufelhof Basel. Seit 2018 ist der ausgebildete Primarlehrer selbstständiger Autor und Performer und überstand auch die Corona-Zeit kreativ. Mit seinem besten Freund und Bühnenpartner, dem Schlagzeuger Sanjiv Channa, gastierte er landesweit mit verschiedenen Programmen erfolgreich auf Kleinbühnen. Mit dem Slam-Kollegen Valerio Moser verfasste er einen humorigen Erlebnisbericht eines Kreuzfahrttrips (Edition Merkwürdig).
Muheim organisiert und moderiert auch selbst Kulturveranstaltungen (etwa in Sissach), leitet Schreibworkshops an Schulen und feilt derzeit an seinem ersten Solo-Abend «Soft Ice», den er ab September präsentieren wird; es soll eine einzige lange Erzählung sein. Und natürlich beschäftigt ihn momentan die Preisverleihung, an der er nicht in Mundart, sondern in Schriftsprache performen soll – eine Herausforderung, die ihm freilich Spass macht.
Salzburger Stier 2024: Fr 3.5., Eröffnungsabend, Sa 4.5., Preisverleihung, jeweils 19.30, Stadttheater Olten, www.salzburgerstier.org, www.dominikmuheim.ch
Ausserdem: Oltner Kabarett Tage: Mi 22.5. bis Sa 1.6., www.kabarett.ch
Dominik Muheim & Daniela Dill, «Gschichte vom Mischtstock»: Do 6.6., 19 h, Sissach, www.cheesmeyer.ch mit Gastautorin Rebekka Salm