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    Endlich diese Übersicht!

    PROZ, März 2024, S. 29

    Iris Kretzschmar

    Marius Rappo ist mit einer Ausstellung im Projektraum M54 und einer Publikation präsent.

    Seit 60 Jahren ist Marius Rappo bekannt für seine Experimentierfreudigkeit in Malerei, Druckgrafik und Plastik. Viele Ausstellungen säumten bisher seinen schöpferischen Weg. Das vielseitige Wirken wird nun pünktlich zu seinem 80. Geburtstag mit einem Katalog und einer Ausstellung anhand exemplarischer Beispiele aus den verschiedenen Phasen gewürdigt. 

    Vom Maler zum Bildhauer

    Geboren im März 1944 in Schmitten, lernt Rappo Vermessungszeichner, bevor er die Malfachklasse bei Martin Christ in Basel besucht. In seinem Atelier in der Kaserne entstehen zunächst Bildnisse und Landschaften. Bei verschiedenen Stipendienaufenthalten in Paris in der Cité Internationale des Arts und im Istituto Svizzero in Rom findet Rappo zu einer befreienden, eigenen Malsprache, die ab 1970 an den abstrakten Expressionismus oder an die Pop Art anlehnt. Rappo ist zwei Jahre Mitglied bei «allerart», eine Basler Kunstgruppe, die mit aktionistischen Auftritten in der gleichnamigen Galerie in der Rheingasse für Aufsehen sorgt. Später erinnern seine Darstellungen von gefesselten und mumienartigen Menschen nicht nur an H. R. Giger, sie deuten auch eine persönliche Krisenzeit an. Ein neues Engagement im Modellbau gibt ihm Halt und eine finanzielle Basis. Es entstehen historische Modelle für Museen, die Rappo in den 80er- und 90er-Jahren international bekannt machen.

    Irritierende Räume

    Der Raum als neues Faszinosum treibt Rappo in immer neue Bereiche, die sich von der traditionellen Bildhauerkunst deutlich abheben. Er setzt auf Materialien wie Spiegel, Glas, Folien, Gitter, Draht und baut ausgeklügelte Anlagen, die unter dem Einbezug von optischen Phänomenen Raum, Perspektive und Bildgenese erforschen. Eigentlich sind es Kompositionen, die das Sehen befragen. Zum Beispiel der rotierende Bildgenerator, eine bewegliche Maschine, die vom Publikum angetrieben werden kann, und imaginäre Bildwelten und irritierende Momente für die Augen hervorbringt. 

    Ein anderes Medium, die Druckgrafik gewinnt streckenweise die Oberhand und ermöglicht neue schöpferische Spielfelder. 1985 erwirbt Rappo zusammen mit zwei Kunstschaffenden eine Druckerpresse. Es entstehen Monotypien und Radierungen. Der Modellbau beflügelt mit Impulsen weiterhin sein künstlerisches Schaffen. Neben Stein setzt Rappo auch auf MDF-Platten und Beton als neue, zeitgenössische Gestaltungsmittel. Viele seiner Kompositionen tragen in ihrer Vielgliedrigkeit Aspekte von Architekturmodellen in sich. Unter dem Einsatz verschiedenster Strategien der Bildentstehung und Medien hat Marius Rappo bis heute ein spannendes, dynamisches Œuvre in verschiedenen Medien entwickelt. 

    Übrigens durfte auch die ProgrammZeitung (heutige PROZ) schon von seiner Kreativität profitieren: Marius Rappo hat für sie die Preise des PriCülTür entworfen. 

    Ausstellung «Marius Rappo – Werke aus 60 Jahren»: Fr 22.3. bis So 7.4., Projektraum M54, Basel, www.projektraum-m54.ch

     

     

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