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    Ein unverzichtbares Rad im Kulturgetriebe

    PROZ, Februar 2024, S. 28/29

    Daniela Gschweng

    Eine graue Eminenz ist sie nicht, eher schon ein Licht am Kulturhimmel Basels. Ohne die Unterstützung der Christoph Merian Stiftung gäbe es in Basel weniger Kultur. 

    Basels Kulturleben ist vielfältig und bunt. Nicht zuletzt deshalb, weil Kunst und Kultur im Hintergrund grosszügig unterstützt werden. Wo sich Museumstüren öffnen, Lesungen stattfinden, Kunst geschaffen wird, hat die Christoph Merian Stiftung, kurz CMS, oft ihre Hand im Spiel.

    Die Art Basel als kulturelles Flaggschiff der Stadt am Rheinknie kommt ohne sie aus, aber schon die Liste Art Fair zählt auf die helfende Hand der wahrscheinlich bekanntesten Basler Stiftung. Auch wegen ihrer Stiftungsgelder ist Basels Kulturleben breiter und kreativer als in vergleichbaren Städten. Oder anders ausgedrückt: Ein guter Teil der Basler Kultur­szene hängt am Tropf der CMS. 

    Basels Kulturleben allein einer Stiftung zuzuschreiben, wäre allerdings ungerecht gegenüber der Stadt und vielen weiteren Sponsoren in einem an Stiftungen sowie Mäzeninnen und Mäzenen nicht eben armen Kanton. Die Stiftung unterstützt keine Musikprojekte, kaum Tanz und keine kommerziellen Veranstaltungen wie die Art. Auch Kunstmuseum und Theater Basel arbeiten ohne CMS-Gelder. 

    Was aber stimmt: Der Beitrag der CMS ist das Rückgrat etlicher Kulturprojekte und Institutionen, welche die kulturelle Vielfalt Basels ausmachen. 

    Die Wurzeln des CMS-Vermögens – und warum sie auch CMMS heissen könnte

    Ihren Reichtum verdankt die Stiftung dem Basler Kaufmann und Grossgrundbesitzer Christoph Merian und seiner Frau Margaretha, die nach seinem Tod 1858 sein Vermögen erbte. Nach ihrem Tod sollte es dann an die Stadt Basel gehen. Eine für seine Zeit äusserst fortschrittliche Entscheidung. Damals waren Frauen noch nicht rechtsmündig. 

    Margaretha Merian-Burckhard überlebte ihren Mann um fast 30 Jahre und setzte das Erbe «frei, ungehindert und nach Belieben» ein. So steht es im Testament. Unter anderem führte sie den von beiden Eheleuten begonnenen Neubau der Elisabethenkirche fort. Die CMS könnte also auch anders heissen, «Christoph und Margaretha Merian Stiftung» zum Beispiel. 

    Das Merian’sche Vermögen scheint weitgehend frei von kolonialen Verstrickungen zu sein. Für eine direkte Beteiligung Christoph Merians am Sklavenhandel gebe es keine Belege, schreibt der Historiker Robert Labhart in seiner 2011 erschienenen Biografie.

    Der Stiftungszweck geht mit der Zeit

    Nach Margarethas Tod 1886 gingen 11 Millionen Franken und 300 Hektaren Grundbesitz in Form der Stiftung auf die Stadt Basel über. Inzwischen sind daraus 900 Hektaren und 1,8 Milliarden Franken geworden. Ein grosser Batzen zur «Linderung der Noth und des Unglückes» sowie der «Förderung des Wohles der Menschen». Weitergeführt wird der Stiftungszweck heute als «Förderung des sozialen Zusammenhalts, der kulturellen Vielfalt und des sorgfältigen Umgangs mit der Natur in der Stadt Basel». 

    Den grössten Teil des Stiftungseinkommens bilden Liegenschaften. Die CMS, die der Basler Bürgergemeinde untersteht, verwaltet derzeit 27 weitere unselbstständige Stiftungen. Dazu gehört zum Beispiel die Stiftung Sammlung Karikaturen & Cartoons, die das Cartoonmuseum in der St. Alban-Vorstadt betreibt. 

    Ein Teil der Basler Wertschöpfung fliesst also seit 137 Jahren in Form von Stiftungsgeldern an die Baslerinnen und Basler zurück. Die Christoph Merian Stiftung finanziert Quartierentwicklung und Schulferienbetreuung, sie hilft Dächer begrünen, unterstützt Nachhaltigkeitsforschung, bezahlt Renovierungen und sichert Archive. 

    Dazu kommen ein eigener Verlag, das Cartoonmuseum, das internationale Künstler-Austauschprogramm Atelier Mondial, die Bewirtschaftung der Merian Gärten. Bei der Gründung von Museen wie dem Haus der elektronischen Künste HEK gestaltet die Stiftung auch selbst mit.

    Sieben Millionen für die Kultur

    Die CMS hat 144 Angestellte, einschliesslich einiger Freelancer, die sich hauptsächlich um die Merian Gärten kümmern. Allein vier Personen beschäftigen sich mit Kulturförderprojekten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Erhalt und der Vermittlung der Basler Kulturgeschichte, ein anderer bei der Unterstützung laufender Kulturprojekte mit möglichst unterschiedlichen Zielgruppen. 

    Im vergangenen Jahr förderte die CMS zusammen mit ihrer Dachstiftung 185 Projekte und Institutionen mit rund 17 Millionen Franken, rund 7 Millionen gingen in die Kultur. Die grössten Kultur-Fördersummen gehen – über mehrere Jahre gerechnet – an die Basler Papiermühle, an den Verein Literatur Basel und den Verein für das Jüdische Museum der Schweiz. 

    Dazu kommen Projekte in anderen Bereichen wie das Draisinenrennen, das als Projekt im «Lebensraum Stadt» gefördert wird. Überschneidungen zwischen den Bereichen gebe es häufig. Kultur sei nicht zuletzt ein Beitrag zum sozialen Leben und Soziales Teil der Kultur, sagt die CMS auf Anfrage. Das bunte Kunst-Happening auf dem Dreispitz trägt auch zur Belebung des Gleisbogens bei. Wie die CMS zur Basler Kulturszene. 

    www.cms-basel.ch

     

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