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    Wie erfasst man ein immaterielles Kulturerbe?

    PROZ, Februar 2024, S. 10/11

    Sabine Knosala

    Ein dreiköpfiges Projektteam arbeitet an einer Dokumentation der Basler Fasnacht – für die Unesco, aber nicht nur.

    Seit 2017 ist die Basler Fasnacht immaterielles Weltkulturerbe der Unesco. Doch mit dieser Ehre ist auch eine Pflicht verbunden: So soll das immaterielle Weltkulturerbe laut Unesco-Vertrag systematisch erfasst und dokumentiert werden.

    Diese Aufgabe übernahm im Jahr 2020 der Verein Dokumentation Basler Fasnacht. Er wird dabei von einem Beirat fachlich begleitet und durch ein Komitee ideell unterstützt. Ausgeführt wird die Arbeit jedoch seit Frühling 2023 von einem dreiköpfigen Projektteam.
    In einer ersten Phase geht es um eine Auslegeordnung: «Wie kann man Brauchtum überhaupt dokumentieren? Was ist an Material vorhanden? Und wie soll das Endprodukt aussehen?», erklärt Projektmitarbeiterin Jo Vergeat. Zu diesem Zweck führte das Team bereits Gespräche mit diversen Institutionen und sichtete unzählige Archive – nicht nur von Fasnachtscliquen und Museen, sondern auch von Privatpersonen, Medienunternehmen und sogar Theatern.

    Dabei stiessen die Projektmitarbeitenden auf einige Herausforderungen. Dazu gehört: Wie bildet man etwas Immaterielles durch materielle Güter ab? «Geplant ist jedoch kein Museum oder zentrales Archiv, sondern eine digitale Anlaufstelle, die aufzeigt, wo was zu finden ist», hält Vergeat fest. Dabei sollen nicht nur Gegenstände dokumentiert werden, sondern auch Abläufe – zum Beispiel wie eine Larve hergestellt wird. Daher werden auch Anleitungen von Cliquen oder Medienberichte über die Fasnacht gesammelt. Das Projektteam dokumentiert jedoch nicht selber.

    Veränderbarkeit aufzeigen

    Eine zweite Herausforderung betrifft die Fülle an Material: «Voraussichtlich werden wir nicht einzelne Objekte erfassen, sondern die Archive selbst sichtbar machen und vernetzen», meint Vergeat. Nicht zuletzt hatte sich das Projektteam damit auseinanderzusetzen, dass Brauchtum sich stetig weiterentwickelt: «Daher wollen wir nicht den Istzustand einfrieren, sondern die Veränderbarkeit aufzeigen», so Vergeat. Aktuell ist das Trio nun am Evaluieren einer geeigneten Datenbank­lösung. Zudem werden Cliquen in Workshops geschult, wie sie mit ihren eigenen Archiven umgehen sollen.

    Für Bevölkerung, öffentliche Hand und Forschung

    Im Juli beginnt dann die zweite Phase: Bis Ende 2025 sollen die Archive erschlossen und vernetzt, Öffentlichkeitsarbeit betrieben und die systematische Vorgehensweise bei der Dokumentation schriftlich festgehalten werden. «Ziel ist es, nicht nur der Unesco-Pflicht nachzukommen, sondern eine digitale Anlaufstelle zu schaffen, die der Bevölkerung, der öffentlichen Hand und der Forschung für Recherchen zur Basler Fasnacht offensteht», sagt Vergeat. 

    Für die Zeit nach Projektabschluss wird noch nach einer Finanzierung gesucht. Für Vergeat ist klar: «Unser Vorhaben kann nur erfolgreich sein, wenn die digitale Anlaufstelle auch in Zukunft weiterlebt.» 

    www.dokumentation-baslerfasnacht.ch

     

     

     

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